Welternährung

Welternährung
Wẹlt|er|näh|rung, die <o. Pl.>:
Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln.

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Welt|ernährung,
 
Begriff, unter dem die Versorgung der in vielen Regionen wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln diskutiert wird, meist aus der Sicht der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. Im Vordergrund steht die Frage, wie es gelingen kann, der ständig wachsenden Weltbevölkerung (Bevölkerungsentwicklung) ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen.
 
Weltweit stieg die Nahrungsmittelproduktion stärker als die Bevölkerung und erreichte inzwischen ein Niveau, das bei gleicher Verteilung ausreichen würde, den Bedarf aller Menschen an Nahrungsenergie zu decken. In den entwickelten Ländern liegt der Verbrauch weiter über dem Bedarf. Bei den dortigen hohen Einkommen spielen die Ausgaben für Nahrungsmittel relativ eine immer geringere Rolle. Aufgrund des technischen Fortschritts in Verbindung mit Preisstützungen für die Erzeuger werden trotz starker Abnahme der in der Landwirtschaft Beschäftigten Nahrungsmittel so reichlich produziert, dass die Verwertung der Überschüsse ein Problem darstellt. Diese Länder exportierten 1997/98 netto (d. h. nach Abzug ihrer Importe) 98,9 Mio. t Getreide. In den ehemaligen Staatshandelsländern Mittel- und Osteuropas wuchs die Nahrungsmittelproduktion bis 1990 ebenfalls stärker als die Bevölkerung. Hierbei änderten sich jedoch die Verzehrgewohnheiten zugunsten eines stärkeren Verbrauchs an tierischen Produkten, was bei starken Ernteschwankungen (v. a. in der UdSSR) wiederholt hohe Getreideimporte auslöste, um das erreichte hohe Versorgungsniveau aufrechtzuerhalten. Die mit der Auflösung der ehemaligen kommunistischen Staaten verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen sowie die allgemeinen noch nicht bewältigten Probleme des Übergangs zu einem marktwirtschaftlichen System haben die Produktion inzwischen stark zurückgehen lassen. Die Entwicklungsländer als Gesamtheit konnten ihre Nahrungsmittelproduktion ebenfalls über die Bevölkerungszunahme hinaus steigern. Trotzdem waren sie in zunehmendem Maße auf Nahrungsmittelimporte angewiesen; ihre Nettoimporte betrugen 1997/98 98,1 Mio. t Getreide.
 
Laut FAO stieg die Zahl der Unterernährten in der Welt von (1990-92) 822 Mio. auf (1994-96) 828 Mio. Auf dem Welternährungsgipfel in Rom (13.-17. 11. 1996) hatten die Staats- und Regierungschefs von 186 Staaten zum Ziel proklamiert, die Zahl der Unterernährten bis zum Jahr 2015 zu halbieren, und sich verpflichtet, die entsprechenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, den Zugang zu Nahrungsmitteln durch Bekämpfung von Armut und Ungleichheit zu verbessern, ein faires Welthandelssystem zu schaffen sowie Vorsorge gegen Naturkatastrophen und vom Menschen verursachte Notsituationen zu treffen. Auf dem nächsten Welternährungsgipfel in Rom (10.-13. 6. 2002) verabschiedeten die Regierungsvertreter eine Deklaration, in der sie ein »Recht auf Nahrung« festschrieben und die bereits 1996 formulierte Absicht bekräftigten, die Zahl der Hungernden (nach Angaben der FAO weltweit rd. 800 Mio.) bis 2015 um die Hälfte zu verringern.
 
Langfristig kann das Ernährungsproblem der Entwicklungsländer nur gelöst werden, wenn die Produktion in diesen Ländern weiter gesteigert wird. Diesem Ziel der Entwicklungszusammenarbeit dient besonders die internationale Agrarforschung. Zur Überbrückung von Notlagen leistet die Nahrungsmittelhilfe einen unverzichtbaren Beitrag, allerdings besteht dabei die Gefahr, dass sich die Empfängerländer dazu verleiten lassen, die notwendigen Eigenanstrengungen zu unterlassen. (Hunger, Welternährungskonferenz, Welternährungsprogramm)
 
 
P. von Blanckenburg: W. Gegenwartsprobleme u. Strategien für die Zukunft (1986);
 
World food survey, Bd. 5 ff. (Rom 1987 ff.);
 
A 2020 vision for food, agriculture, and the environment, hg. v. International Food Policy Research Institute (Washington, D. C., 1995);
 W. von Urff: Ernährung, in: Weltprobleme, hg. v. P. J. Opitz (41995);
 W. Schug u. a.: W. Herausforderung an Pflanzenbau u. Tierhaltung (1996);
 
Dossier: W., bearb. v. D. Beste u. a. (1997);
 
W. u. Gentechnologie, hg. v. C. Gestrich (1998).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Welternährung: Geschichte der Nahrungsgewinnung
 
Ernährung: Was der Mensch isst
 
Welternährung: Gegenwart und Zukunft
 
Welternährung: Ernährungssicherung und Ertragsentwicklung
 

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Wẹlt|er|näh|rung, die: Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln: das Problem der W.

Universal-Lexikon. 2012.

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